Digitalisierung: Bedrohung oder Chance?

Digitalisierung: Bedrohung oder Chance?

Fachkräfte-Allianz Neuwied beleuchtet Substituierbarkeitspotenzial von Jobs im Landkreis Neuwied

Bei der fünften Sitzung der Fachkräfte-Allianz Neuwied ging es vor allem um ein Thema: Die Auswirkungen der Digitalisierung auf den regionalen Arbeitsmarkt im Landkreis Neuwied. „Die zukünftige Entwicklung der Arbeitsplätze sowie möglichst gute Bedingungen zu denen Menschen bei uns im Landkreis Arbeit finden können, sind sehr wichtig für eine starke Wirtschaftsentwicklung. Die Neuerungen, die mit der beschleunigten Digitalisierung einhergehen, sind daher frühzeitig in den Blick zu nehmen“ führt Landrat Achim Hallerbach aus.
Insbesondere auch da „die Wirtschaftsstrukturen der einzelnen Verbandsgemeinden sehr unterschiedlich sind“, so Helmut Neitzert, Bereichsleiter der Agentur für Arbeit Neuwied.
Als Basis des Austauschs diente eine Studie des IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung), die das Substituierbarkeitspotenzial von knapp 4.000 Berufen betrachtete. Je nachdem, wie viele der Einzeltätigkeiten, die typischerweise im Rahmen eines bestimmten Berufes zu erledigen sind, schon heute durch Computer oder computergesteuerte Maschinen erledigt werden können, ergibt sich ein niedriges, mittleres oder hohes Substituierbarkeitspotenzial. Im Landkreis Neuwied wären demnach 26,7 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von einem niedrigen, 44 Prozent von einem mittleren und 29 Prozent von einem hohen Substituierbarkeitspotenzial betroffen. Doch wird der Einsatz von künstlicher Intelligenz tatsächlich Mitarbeiter überflüssig machen, droht uns gar eine Massen-Arbeitslosigkeit?
„Davon ist nicht auszugehen“, so Helmut Neitzert. „Berufsbilder werden sich vielmehr verändern, indem die digitale Entwicklung Teil der Tätigkeit sein wird. In unserer Region sind überwiegend kleine und mittelständische Unternehmen angesiedelt. Hier muss man einen weiteren wichtigen Faktor mit einbeziehen: Nicht alles, was technisch machbar ist, rechnet sich in der Praxis für diese Firmen.“ Auch ist denkbar, dass völlig neue Arbeitsplätze durch die fortschreitende Digitalisierung entstehen. Heißt, selbst wenn Arbeitsplätze verloren gehen, werden sie voraussichtlich an anderer Stelle wieder vakant. Und das würde bedeuten, dass der Fachkräftebedarf nicht geringer werden wird – sondern vielmehr, dass die Fachkräfte in Zukunft in hohem Maße über digitale Kompetenzen verfügen müssen.
Betroffen vom Arbeitsplatzverlust wären dann vor allem Geringqualifizierte. „Die Anforderungen werden weiter steigen. Der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit ist und bleibt eine gute Qualifikation– und da sind auch die Arbeitgeber gefordert, Nachwuchs auszubilden und Beschäftigte stets weiterzubilden, damit sie nicht den Anschluss verlieren“, so Ulrich Debus, Teamleiter des Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit.

Die Fachkräfte-Allianz Neuwied setzt sich aus Teilnehmern aus neun Institutionen aus dem Landkreis Neuwied zusammen. Sie dient dem großen Ziel der Fachkräftesicherung und Ausbildungsförderung im Landkreis Neuwied. In regelmäßigen Abständen finden Treffen statt, bei denen gemeinsame Schwerpunkte besprochen, Veranstaltungen geplant und gezielte Projekte gegen den Fachkräftemangel entwickelt werden. Mitglieder sind die IHK Koblenz, die Kreisverwaltung Neuwied, die Wirtschaftsförderung Landkreis Neuwied, die Agentur für Arbeit Neuwied, das Jobcenter Landkreis Neuwied, die Stadtverwaltung Neuwied, die Handwerkskammer Koblenz, die Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald und das Wirtschaftsforum Neuwied e.V.

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